Darmbakterien entscheidend für Übergewicht?

Verschiedene Arten von Bakterienstämmen, die in unserem Darm leben, können Fettleibigkeit fördern oder davor schützen. Abhängig ist dies von der Bakterienmischung, das so genannte Mikrobiom, wie es wissenschaftlich genannt wird.

Bakterien unter dem Mikroskop

Auf die Bedeutung der Darmflora ist man eher zufällig gestoßen: Einer US-Amerikanerin wurden zur Behandlung einer Infektionskrankheit Mikroorganismen aus dem Darm ihrer Tochter transplantiert. Die junge Frau ist gesund, anders als ihre schlanke Mutter, aber stark übergewichtig. Nach der Übertragung der Darmbakterien nahm die Mutter stark zu bis zu einem BMI von 33, trotz einer von Ärzten überwachten Diät inklusive Trainingsprogramm. Die Ärzte vermuten jetzt, dass die Darmbakterienzusammensetzung der fettleibigen Tochter dafür verantwortlich sein könnte.

Den Einfluss auf das Gewicht erklärt man sich so, die aufgenommene Nahrung abhängig von der Bakterienzusammensetzung unterschiedlich gut aufgespaltet und verarbeitet wird. Im Klartext heißt das, dass bei gleicher Nahrungsaufnahme der gute Futterverwerter dicker wird als der schlechte Futterverwerter.

Mittlerweile gibt es mehrere wissenschaftliche Studien, die diesen Zusammenhang belegen - lesen Sie hier. Gewinnen die falschen Keime die Vorherrschaft über unserem Darm, dann kann das zu viel mehr als nur Verdauungsstörungen führen. Nicht nur krank, sondern auch dick könnte eine ungünstige Bakterienmischung machen.

Und so begann die Suche nach den gewichtsrelevanten Bakterien. Gefunden haben die Wissenschaftler schließlich die so genannten Bacteroidetes phylum. Mitglieder dieser Bakterienart besitzen die Fähigkeit, in den Stoffwechsel ihres Wirtes einzugreifen und somit auch das Gewicht zu beeinflussen. Bleibt die Frage wie man an die genialen Diät-Helferlein herankommt. Schwer zu bekommen scheinen Bacteroidetes phylum jedenfalls nicht zu sein. In einer der Studien an Mäusen zeigte sich, dass sobald man die beiden Mäusegruppen mischte, sich die dicklichen Nager auch Teile des Mikrobioms ihrer schlanken Artgenossen aneigneten. Allerdings nicht unter allen Umständen. Denn Bacteroidetes phylum scheinen wählerisch zu sein: Bei einer faserreichen Kost mit wenig gesättigten Fetten fühlen sie sich offenbar sehr wohl – eine ungesunde Ernährung mit hauptsächlich schnell verfügbaren Kohlenhydraten meiden sie dagegen lieber. Ohne vernünftige Ernährung geht es also auch hier nicht, weil die guten Darmbakterien sich in erster Linie von Ballaststoffen ernähren und nur so überleben und sich vermehren.

Und wann wird eine derartige Therapie zur Verfügung stehen? Wissenschaftler gehen davon aus, dass es in fünf bis zehn Jahren eine derartige Therapie geben wird, mit der Übergewicht über eine gezielte Zusammensetzung der Darmflora behandelt werden kann.

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