Dick durch Medikamente?

Über 60 Prozent aller Deutschen sind übergewichtig. Doch nicht jeder von ihnen hat die überflüssigen Pfunde durch falsche Ernährung und Maßlosigkeit. Auch durch die Einnahme von Medikamenten kann das Gewicht steigen. Lassen Sie sich vom Facharzt beraten, wenn Sie vermuten, dass eine Gewichtszunahme im Zusammenhang mit einer medikamentösen Behandlung steht. Keinesfalls sollten Sie das Arzneimittel einfach absetzen, denn das kann gefährliche Folgen haben. Manchmal hilft schon ein Wechsel des Präparates oder eine Veränderung der Dosis. Andernfalls können Sie durch die richtige Ernährung gegensteuern.

Hier ein Überblick über Medikamente, die "gewichtige" Nebenwirkungen haben können.

Insulin und Anti-Diabetika

Ein hoher Insulinspiegel blockiert die Fettverbrennung – das haben wir mittlerweile alle gelernt. Doch viele Diabetespatienten müssen genau dieses Hormon täglich spritzen und sitzen damit in der Falle. Verstärkter Durst oder Appetit begünstigen zudem die Kalorienaufnahme. Durch eine richtige Ernährung, bei der Lebensmittel mit einem hohen glykämischen Index gemieden werden, kann Insulin eingespart werden. Patienten mit Altersdiabetes haben mit einer kohlenhydratarmen Ernährung sogar die Chance, ganz auf Insulin verzichten zu können. Eine Dosisanpassung sollte nur mit Absprache des Arztes erfolgen.

Betablocker

Die Präparate gegen Bluthochdruck vermindern den Energiestoffwechsel, das heißt, sie drosseln die Fettverbrennung und machen leichter müde. Durch die verminderte Aktivität steigt oft das Gewicht. Wenn das Herz nicht vorgeschädigt ist, sollten Sie Ihren Arzt auf mögliche Alternativen ansprechen. Ein Wechsel zu ACE-Hemmern oder Diuretika könnte helfen. Nach einem Herzinfarkt oder bei einer koronaren Herzerkrankung haben sich Betablocker jedoch am besten bewährt. Sie abzusetzen ist gefährlich. Die zwei oder drei Extra-Kilos kann man durch gezielte Ernährung loswerden.

Psychopharmaka (Neuroleptika, Antidepressiva)

Diese Arzneimittel beeinflussen den Stoffwechsel ebenfalls und steigern den Appetit in unterschiedlicher Weise. Bei den traditionellen Neuroleptika kommt die Gewichtszunahme in der Regel nach einem halben bis ganzen Jahr zum Stillstand. Bei den neueren (sogenannten atypischen) Neuroleptika hört die Gewichtszunahme schon nach ein bis zwei Wochen Einnahme auf und ist außerdem dosisabhängig. Bei den Antidepressiva führen die sogenannten MAO-Hemmer nur selten zu mehr Pfunden. Trizyklische Antidepressiva steigern eher den Appetit, je nach Arzneistoff jedoch in unterschiedlichem Maße. Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) wirken unterschiedlich, können jedoch über einen längeren Einnahme-Zeitraum den Appetit anregen. Bei der Langzeittherapie mit Lithium zählt die Gewichtszunahme zu den häufigsten Nebenwirkungen.

Kortisonhaltige Medikamente

Sie helfen vor allem bei rheumatischen Erkrankungen, Asthma oder Morbus Crohn, doch leider wirkt Kortison sehr appetitanregend und verlangsamt gleichzeitig den Stoffwechsel: Die Fett- und Zuckerverwertung läuft auf Sparflamme. Durch die nicht verbrauchte Energie siedeln sich Fettpölsterchen vor allem in der Hals-Nackenregion und im Gesicht an. Ein Teil der Gewichtszunahme kommt auch durch vermehrte Wassereinlagerung im Gewebe zustande. Doch nur, wer Kortisontabletten einnimmt, muss mit einer Gewichtszunahme rechnen. Äußerlich angewandt, verschont es die Figur: Bei Asthma oder bestimmten Hauterkrankungen kann man oft auf Sprays oder Cremes ausweichen, die nur örtlich wirken.

Migränemittel

Auch bei einigen Migränemedikamenten kann es zu einer Gewichtszunahme kommen. Der Wirkstoff Pizotifen hat zum Beispiel eine appetitanregende Wirkung und wird auch in Drageeform als Appetitstimulans eingesetzt. Die Migräne-Arzneistoffe Flunarizin und Cinnarizin beeinflussen als Calcium-Antagonisten die Freisetzung calciumabhängiger Botenstoffe und wirken sich ebenfalls auf das Gewicht aus.

Hormone

Östrogene und Progesteron führen nur in höheren Dosen zu einer Gewichtszunahme. Östrogenhaltige Pillen können eine verstärkte Wassereinlagerung im Gewebe und damit eine leichte Gewichtszunahme bewirken. Bei Pillen, die Gestagen enthalten, ist das zwar nicht der Fall, dafür können sie den Appetit steigern.

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