Ist Heißhunger auf Süßes eine Sucht?

Ein Suchtverhalten wird durch vier Merkmale definiert:

1. Wiederholungszwang
2. physische oder psychische Abhängigkeit
3. Entzugserscheinungen
4. Dosissteigerung

Die Merkmale eins bis drei können durchaus bei regelmäßigem Verzehr von stark zuckerhaltigen Produkten auftreten. Das vierte Merkmal hingegen – die Dosissteigerung – macht beim Zucker den Unterschied zu einem „richtigen“ Suchtmittel (z. B. einer Droge) aus. Der regelmäßige Genuss von Süßigkeiten führt nicht zwingend zu einer steigenden Menge, sondern nur zu „Wiederholungszwang“.

Aktuelle Studien zur Zuckersucht

Der Wissenschaftler John Hoebel von der Princeton-Universität hat Versuche mit Ratten durchgeführt. Diese wurden über einen längeren Zeitraum mit Zucker gefüttert und dann auf Entzug gesetzt. Die Ratten zeigten daraufhin Auffälligkeiten in ihrem Verhalten wie z.B. Zähneklappern oder Angstzustände, die als Entzugserscheinungen gewertet werden können. Hoebel kam zu dem Schluss, dass der Zucker die Produktion von natürlichen Opiaten fördert und das Gehirn von seinen eigenen Opiaten genauso abhängig werden kann wie z. B. von Morphium oder Heroin. Von außen zugeführte Opiate hätten zwar eine stärkere Wirkung, aber der Prozess sei im Grunde derselbe. Die Übertragung dieser Erkenntnis auf den Menschen ist jedoch zum heutigen Zeitpunkt noch nicht erklärt.

Die falsch verstandene Zuckersucht

Viele Menschen verwechseln Zuckersucht mit Heißhunger, wobei wir zwei Arten unterscheiden:

Der physikalische Heißhunger

Dieser Heißhunger entsteht z. B. durch:

  • unregelmäßiges Essen (hervorgerufen meist durch Unterzuckerung)
  • falsche Nahrungsmittelauswahl wie vermehrter Genuss isolierter Kohlenhydrate mit hohem glykämischen Index (z.B. in Zucker, Limonade, Weißmehlprodukte)
  • schlechte Ernährungsgewohnheiten

Der Konsum isolierter Kohlenhydrate führt zu einem so genannten „Zuckerschock“ im Körper: Der Blutzuckerspiegel schießt in die Höhe, was zu einer überhöhten Insulinausschüttung führt, wodurch der Blutzuckerspiegel dann wieder stark absinkt. Der Körper meldet jetzt erneut Unterzuckerung und verlangt nach Zucker (schnell verfügbaren Kohlenhydraten). Dieser Effekt verstärkt sich, wenn Süßes auf leeren Magen gegessen wird, wodurch der Zucker schneller ins Blut gelangt. Der Teufelskreis beginnt: Wird kein Zucker aufgenommen, kann es zu Symptomen wie Sehstörungen, Schwindel, Zittern, Schwächeanfällen, Muskelkrämpfen, Müdigkeit oder auch Schlafstörungen kommen. Diese Symptome sind aber nicht mit den Entzugserscheinungen gleichzusetzen, wie sie bei Drogen auftreten.

Der psychologische Heißhunger

“Verbote” oder abrupter Verzicht bewirken im Gehirn geradezu das Gegenteil des Beabsichtigten. Wenn man auf Süßes schlagartig verzichtet, entwickelt der Körper ein großes Verlangen danach. Verbote münden also geradewegs in den Heißhunger.

Fazit

Bis heute ist keine Zuckersucht nach oben genannter Definition bekannt. Es kann allerdings eine leichte Zuckerabhängigkeit vorliegen, die sich jedoch nicht in suchttypischen Verhaltensweisen äußert.
Achten Sie bei Ihrer Ernährung auf ein ausgewogenes Verhältnis von schnell verfügbaren und komplexen Kohlenhydraten, um ein starkes Absinken des Blutzuckerspiegels und somit Heißhungerattacken zu vermeiden. Wenn es einmal etwas Süßes sein muss, dann greifen Sie zu Schokolade mit einem Kakaoanteil von mindestens 70 %. Auch Nüsse oder nicht all zu süßes Obst, wie z.B. Äpfel, Birnen oder Beeren sind geeignet, die Gier auf Süßes zu stillen.

Publiziert am von