Kann man den Hunger wegdenken?

Dieser Frage sind Sozialwissenschaftler an der Carnegie Mellon Universität in Pittsburgh nachgegangen. Die Probanden sollten sich vorstellen, hintereinander entweder 33 Schokobonbons zu essen oder 33 Mal eine Münze in einen Waschautomat einzuwerfen – einschließlich aller Handgriffe. Im Anschluss daran wurde den Probanden eine Schale Schokobonbons angeboten. Die Gruppe der Versuchspersonen, die zuvor an Schokobonbons denken sollte, griff deutlich weniger beherzt zu.

In weiteren Experimenten testeten die Forscher, wie konkret die Gedanken sein müssen, damit sie den Appetit auf eine bestimmte Speise zügeln. Stellten sich die Probanden vor, ein Schokobonbon lediglich neben sich in eine Schale zu legen, verringerte das die Lust auf Süßigkeiten nicht. Ebenso wenig ließ sich der Appetit auf Süßigkeiten hemmen, wenn die Testpersonen sich vorstellten, Käsestückchen zu essen.

Nur wer sich gedanklich in allen Einzelheiten ausmalte, eine bestimmte Speise zu verzehren, hatte danach auch ein geringeres Verlangen, nach dieser Speise. Der entscheidende Trick dabei ist, sich die einzelnen Handlungsschritte detailliert vorzustellen. Also zum Beispiel das Auswickeln des Bonbons, den Moment, in dem man das Bonbon zum Mund führt, das Zerbeißen, das Gefühl der Schokolade im Mund usw., bis hin zum Schlucken des Bonbons.

Fazit

Zu einem gewissen Grad kann die reine Vorstellung einer Erfahrung ein Ersatz für die tatsächliche Handlung sein. Wichtig dabei ist, dass man sich den Ablauf in allen Einzelheiten vor Augen führt und auch überlegt, was für ein Gefühl dabei ausgelöst wird. Probieren Sie es einfach einmal aus, wenn Sie der nächste Heißhunger auf Süßigkeiten überfällt. Bei mir hat`s funktioniert! Und bei Ihnen?

Quelle: Science, Bd. 330, S. 1530, 2010

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