Macht die Steinzeit-Diät Sinn?

In seiner jetzigen Form gibt es den Menschen seit ca. 300.000 Generationen, also ungefähr sechs Millionen Jahre. Den weitaus größten Teil dieser Zeit haben unsere Vorfahren als Jäger und Sammler gelebt, denn erst vor ca. 500 Generationen begann die Entwicklung  der Landwirtschaft. Genetisch unterscheidet sich der Mensch der Gegenwart jedoch nur in sehr geringem Maß von den Menschen der Urzeit, d.h. die physiologischen und biochemischen Abläufe in unserem Stoffwechsel sind optimal an Lebens- und Ernährungsbedingungen angepasst, die in der Steinzeit vorherrschten. Die Ernährung des Steinzeitmenschen unterschied sich allerdings deutlich von der gegenwärtigen. Unsere Vorfahren ernährten sich vornehmlich von Wildtieren und von gesammelten Früchten, Blättern, Nüssen und Samen. Insbesondere der sehr hohe Anteil von Früchten und Blättern - nach unserem gegenwärtigen Sprachgebrauch „Obst, Gemüse und Salat" - versorgte den Menschen mit einer sehr großen Menge an Mikronährstoffen.

Steinzeitmenschen sitzen am Feuer und grillen Essen

Heutige Ernährung - Kohlenhydrate im Überfluss

Nach der Erfindung und Entwicklung der Landwirtschaft veränderte sich das Lebensmittelangebot erheblich. In großem Umfang wurden nun pflanzliche Kohlenhydrate erzeugt. Getreide, Reis, Mais, aber auch Kartoffeln stellten nun einen erheblichen Anteil der verfügbaren Lebensmittel dar. Gegenwärtig wird der überwiegende Teil der täglichen Kalorien über Speicherkohlenhydrate (Stärke), industriell verarbeitete Pflanzenfette sowie relativ fetthaltige Fleisch- und Milchprodukte zugeführt. Der Anteil der frischen pflanzlichen Lebensmittel ist entsprechend gering. Dies erklärt, dass die tägliche Aufnahme von Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen und weiteren sekundären Pflanzenstoffen in früherer Zeit erheblich höher war als das gegenwärtig der Fall ist. Da unsere physiologischen Abläufe sich aber schon in weit früherer Zeit entwickelten, ist unser Körper immer noch von der hohen Zufuhr an Mikronährstoffen abhängig. Eine Nährstoffzufuhr wie in der Steinzeit ist deshalb für eine optimale Funktion unserer physiologischen Vorgänge sinnvoll. Hierzu passen auch die Ergebnisse epidemiologischer Untersuchungen, die auf einen deutlichen Schutzeffekt des Verzehrs einer großen Menge von Gemüse und Obst hinweisen. 

Prinzipien der Steinzeit-Diät

Die Steinzeit-Diät basiert auf dem Verzehr von Gemüse, Obst, Fleisch, Fisch, Eiern, Nüssen und Samen. Verzichtet wird auf Getreide in jeglicher Form. Dieses soll zu Entzündungen im Darm, Auto-Immunreaktionen und Fettleibigkeit führen.
Auch Hülsenfrüchte sind im Speiseplan nicht vorgesehen. Ihnen werden ähnlich schädliche
Eigenschaften wie dem Getreide nachgesagt. Ebenfalls nicht erlaubt: Milchprodukte. Sie werden für Verdauungsprobleme verantwortlich gemacht und sollen den Hormonhaushalt negativ beeinflussen. Zucker, Süßstoffe und alle künstlichen Zusätze sind verboten.

Würdigung der Steinzeit-Diät

Nach allem, was man von gesunder Ernährung weiß, kann die Steinzeit-Diät durchaus positiv bewertet werden, wäre da nicht die Frage nach seiner Alltagstauglichkeit. Fest steht, dass die Steinzeit-Diät von unseren heutigen Ernährungsgewohnheiten erheblich abweicht. Keine Milchprodukte, kein Brot, keine Nudeln, - ob das auf Dauer funktionieren kann? Sicher kann man für einige Wochen auf die angesprochenen Lebensmittel verzichten, aber eine dauerhafte Umstellung verlangt demjenigen viel Willenskraft und Konsequenz ab. Ob sich jemand für diese Ernährungsform entscheidet, wird davon abhängen, wie hoch der Leidensdruck ist, eine solche gravierende Änderung der gängigen Ernährungsgewohnheiten zu akzeptieren.

Für eine Gruppe von Menschen kann ich mir die Steinzeit-Diät aber durchaus praktikabel vorstellen, nämlich die stetig wachsende Zahl der Menschen mit Lebensmittelunverträglichkeiten, wie Laktose-, Gluten- oder Histaminintoleranz. Sie könnten von dieser Form der Ernährung wirklich profitieren, denn die Steinzeit-Diät schließt alle kritischen Lebensmittel weitgehend aus. Einen Versuch wäre es auf jeden Fall Wert.

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