Schützen Wurminfektionen vor Allergien?

Würmer als Heilmittel gegen Allergien? Das klingt ungewöhnlich, ja fast eklig, könnte aber in naher Zukunft ein konkreter Therapieansatz sein. Würmer stimulieren anscheinend das menschliche Immunsystem so, dass es weniger zu Allergien neigt. Die Erforschung der zellulären Kommunikation zwischen Würmern und dem Immunsystem könnte die Basis für die Entwicklung einer antiallergischen Schutzimpfung sein. 

Junge schmiert sich mit Schlamm ein, der mit anderen Jungen in einer Schmutzpfütze sitzt

Studie beweist: Wurmerkrankungen reduzieren Allergien

Der medizinische Hintergrund der antiallergischen Wurmwirkung wird derzeit intensiv erforscht. Neuester Hinweis: Kinder, die einmal eine Wurmerkrankung durchgemacht haben, erkranken viel seltener an Neurodermitis. Das ergab eine Studie der Universität Lübeck. Demnach halbierte sich die Häufigkeit von Neurodermitis bei Kindern, die schon einmal mit Würmern infiziert waren und das Risiko für eine allergische Sensibilisierung sank um 25 Prozent.

Würmer als Trainingspartner für unser Immunsystem

Diese Ergebnisse unterstützen die so genannte Hygiene-Hypothese, nach der eine fehlende Auseinandersetzung des Immunsystems mit Parasiten und Mikroorganismen eine Ursache für die rasante Zunahme allergischer Erkrankungen in den Industrienationen sein kann. Unser Immunsystem benötigt anscheinend während der Kindheit Trainingspartner, um den Unterschied zwischen krank machenden und harmlosen Eindringlingen, wie beispielsweise Blütenpollen, zu lernen. Das ist auch eine Erklärung dafür, dass Kinder, die auf Bauernhöfen häufig in den Tierställen waren, seltener an Allergien erkranken. Die mit den Tieren vorkommenden Bakterien fungieren als Sparringspartner des kindlichen Immunsystems und lassen es toleranter werden.

Darmwürmer regulieren das menschliche Immunsystem regelrecht, indem sie die Immunzellen dazu stimulieren, körpereigene antiallergische Botenstoffe auszuschütten. Hier drängt sich die Frage auf: Warum machen sie das? Die Antwort ist sehr plausibel: Parasiten müssen zum Überleben mit der Immunabwehr ihres Wirtes fertig werden, dürfen den Wirt dabei aber nicht töten, denn dann sterben sie selbst auch.

Im Zusammenleben der Würmer mit dem Immunsystem des Menschen hat sich daher im Laufe der Evolution eine ausgeklügelte Zellkommunikation entwickelt.

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