Bewegung fürs Gehirn

Unsere tägliche Bewegung hat sich mittlerweile auf wenige 100 Meter reduziert. An den menschlichen Genen hat sich die letzten 40.000 Jahre aber nichts verändert. Darum sind wir eigentlich an das Leben des Jägers und Sammlers immer noch optimal angepasst. Durch mangelnde Bewegung leidet und degeneriert nicht nur der Bewegungsapparat, auch der Cholesterinspiegel steigt. Nur durch kontrolliertes Ausdauertraining trainieren wir den Muskel wieder zur Fettverbrennung. Der normale untrainierte Kopfarbeiter verbrennt ausschließlich Kohlenhydrat. Und das Cholesterin lagert sich in den Gefäßen ab.

Auch das Gehirn profitiert von der Bewegung. Schon nach wenigen Minuten verdoppelt sich die Sauerstoffdurchflutung des Gehirns. Langfristiger Benefit: Durch die Bewegung nimmt die Vernetzung der Hirnzellen zu. Nicht die Anzahl unserer Hirnzellen entscheidet über unsere Intelligenz, sondern der Grad der Vernetzung unserer Hirnzellen. Und diese Vernetzung kann in jedem Lebensalter durch körperliches Training beeinflusst werden.

Professor Hollmann, emeritierter Sportwissenschafter des Weltverbandes für Sportmedizin hat hierzu ein erstaunliches Experiment unternommen: Eine große Gruppe sechzigjähriger Menschen wurde in drei Untergruppen unterteilt. Die erste Gruppe war die Kontrollgruppe ohne sonderliche Aufgaben. Die zweite Gruppe absolvierte ein Jahr lang ein tägliches 30-minütiges Gedächtnistraining. Die dritte Gruppe musste ein Jahr lang täglich eine halbe Stunde stramm spazieren gehen. Nach einem Jahr wurde nachuntersucht: Bei der Kontrollgruppe stellte man nach einem Jahr eine um 4 % verringerte Gedächtnisleistung fest. Die zweite Gruppe konnte ihre Gedächtnisleistung durch das tägliche Gedächtnistraining um 20 % verbessern. Die dritte Gruppe, und das war die Überraschung, verbesserte die Gedächtnisleistung um 40 %, obwohl eigentlich nur die Beine, und nicht speziell das Gehirn trainiert wurden. Professor Hollmann fand heraus, dass durch die Bewegung der Beine die Vernetzung der Hirnzellen signifikant zunahm. Dadurch können die Hirnzellen wieder besser kommunizieren. Auch die „Spines“, die Seitenästchen der Hirnzellen, wuchsen wieder, die besonders für das Kurzzeitgedächtnis wichtig sind. Ältere Menschen können oft stundenlang über den zweiten Weltkrieg erzählen, oder sogar Gedichte aus der Schulzeit aufsagen. Was vor 10 Minuten passiert ist, haben sie vergessen.