Probiotika

Das Mikrobiom

Bakterien haben im Volksmund einen eher schlechten Ruf – nicht selten werden sie nur als Krankheitserreger angesehen. Im Falle von krankmachenden Erregern ist dieser Respekt berechtigt. Der Mensch lebt jedoch mit Bakterien auch in einem symbiotischen Gleichgewicht – er benötigt sie dringend, um gesund zu bleiben.

Jeden Menschen besiedeln 40 bis 100 Billionen Kleinstlebewesen wie Bakterien, Viren und Pilze. Die meisten leben im Verdauungstrakt, andere auf der Haut, in Hautfalten und auf Schleimhäuten. Die Gesamtheit der Gene dieser Lebewesen wird Mikrobiom genannt.
In und auf unserem Körper gibt es unterschiedliche Mikrobiome – im Darm, in der Mundhöhle, auf der Haut, in den Harnwegen oder im weiblichen Genitalbereich. Die unterschiedlichen Mikrobiome stellen abgeschlossene Lebensräume dar, deren Bakterienzusammensetzung sehr unterschiedlich ist.

Das Mikrobiom des Darms

Das größte und wichtigste Mikrobiom befindet sich im menschlichen Darm. Hier siedelt eine Mikrobengemeinschaft, die über 1.000 Arten umfasst. Dieses „intestinale Mikrobiom“ übertrifft die Erbinformation des Menschen um das 150-fache und stellt somit den größten Bakterienverbund des menschlichen Körpers dar. Die Zusammensetzung der Darmflora ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Auch der prozentuale Anteil der unterschiedlichen Darmbakterien ist entscheidend für die Darmgesundheit. Im Wesentlichen werden fünf Bakterienstämme im Darm unterschieden: Firmicutes, Bacterioidetes, Proteobacteria, Actinobacter und Verrucomicrobia. Über 99 Prozent dieser Bakterien sind anerobisch, was bedeutet, dass sie zum Überleben eine sauerstofffreie Umgebung benötigen.

Die unterschiedlichen Darmabschnitte werden von verschiedenen Bakterien bevölkert. Im Dünndarm lebt nur ein kleiner Teil der gesamten Bakterien der Darmflora. Hier findet man vor allem Lactobazillen, die mit der Produktion von Milchsäure für einen stabilen pH-Wert im sauren Bereich sorgen. Kippt der pH-Wert, kann dies zum Wachstum krankhafter Keime, vor allem Darmpilzen führen.

Der Dickdarm ist der am dichtesten besiedelte Abschnitt des Verdauungstrakts. Billionen von Bakterien fermentieren hier Ballaststoffe zu essentiellen Mikronährstoffen. Einer der wichtigsten Bakterienstämme einer gesunden Darmflora ist hier die Gruppe der Bifidobacterien. Studien belegen, dass sie eine wichtige Rolle spielen bei der Vorbeugung des Reizdarmsyndroms und chronisch entzündliche r Darmerkrankungen, bei der Stabilisierung des Cholesterinspiegels, der Linderung allergischer Symptome, der Verbesserung des Hautbildes und auch bei der Vorbeugung von Dickdarmkrebs. Weitere wichtige gesundheitsfördernde Bakterien im Dickdarm sind Lactobacillen wie Lactobacillus rhamnosus, Lactobacillus breve, oder Enterococcus durans.

Die wichtigsten Bakterien des Darm-Mikrobioms

Bakterienstämme Bakterienarten Häufigkeit
Bacteroidetes Bacteroides vulgatus ++++
Bacteroidetes
Abbau löslicher Ballaststoffe
KH*
Alistipes sp.
Parabacteroides sp.
Prevotella sp.
++
+
++
Firmicutes Faecalibacterium prausnitzill**
Eubacterium rectale**
Eubacterium hallii**
Rominococcus bromii
++ bis ++++
++ bis +++
+ bis +++
+ bis ++
Firmicutes
Abbau unlöslicher Ballaststoffe
Clostridium clostridioforme
Anaerostipes hadrus
Lachnospiraceae sp.
Roseburia sp**
+++
++
++
+ bis +++
Actinobacteria Bifidobacterium sp.
Collinsella aerofaciens
++ bis +++
+ bis +++
Proteobacteria Escherischia coli +
Verrucomicrobia Akkermansia muciniphila*** +

* Kohlenhydrate
** Buttersäurebildner
*** Muzinbildner

Quelle: Das intestinale Mikrobiom, biovis Diagnostik, Fachinformation 2016

Das Mikrobiom der Mundhöhle

Die Schleimhaut der Mundhöhle, der Nasenhöhlen, Hals und Speiseröhre, das Zahnfleisch und die Zähne sind dicht besiedelt von Mikroorganismen. Die Probiotika verhindern den Eintritt krankhafter Bakterien, Pilzen und Viren durch Mund und Nase. Die Probiotika bewirken dies, indem sie bestimmte Säuren und Antibiotika produzieren, die entweder diese Art von Eindringlingen gezielt abtöten oder ein Milieu schaffen, in dem sich die Eindringliche nicht wohlfühlen. Diese so genannten „oralen Probiotika“ verteildigen die Schleimhaut der oberen Atemwege, der Zähne und des Zahnfleischs sehr effektiv.

Problematisch wird es, wenn wir zu viel Zucker zu uns nehmen. Probiotika brauchen komplexe Oligosaccharide wie Inulin oder Fructooligosaccharide als Nahrung und keinen Einfachzucker wie Glukose und Saccharose wie im Haushaltszucker. Krankmachende Keime hingegen lieben Einfachzucker und vermehren sich damit explosionsartig. Dabei sondern sie bestimmte Säuren ab, die Zähne schädigen und Zahnfleisch und Mundschleimhaut entzünden.

Dagegen stehen die guten, gesundheitsfördernden Bakterien, die den Mundraum schützen. Sie verdrängen schädliche Mikroorganismen und verhindern so Karies, Parodontose und Infektionen der Mundhöhle und oberen Atemwege.

In Studien wurden bestimmte Bakterienstämme gefunden, die eine aus der Balance geratene Mundflora wieder ins Gleichgewicht bringen und gezielt vor Infektionen schützen. Ziel ist die Schaffung eines gesunden Milieus zur Prophylaxe und Unterstützung der natürlichen Abwehr. Bewährte Bakterienstämme für das Mikrobiom der Mundhöhle sind insbesondere Streptococcus salivarius M18 und K12, aber auch Lactobacillis rhamnosus oder Lactobacillis reuteri werden eingesetzt.

Ein besonders empfehlenswertes Produkt ist zum Beispiel Probiom Dental, das den Bakterienstamm Streptococcus salivarius M18 enthält.
Es hat sich zur Prophylaxe von Karies und Parodontitis sowie zur Vermeidung von Mundgeruch bewährt. Die Tabletten werden nach dem Zähneputzen vor dem Zubettgehen gelutscht. Damit sich die Bakterien ansiedeln können, sollte anschließend nichts mehr getrunken oder gegessen werden. Die Lutschtabletten haben einen angenehmen Geschmack und werden auch von Kindern gern genommen.

Was sind Probiotika?

Der Begriff „Probiotika“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „für das Leben“. Probiotika sind Lebend-Bakterien, die eingenommen werden und besondere gesundheitsfördernde Eigenschaften für den menschlichen Körper aufweisen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO definiert „Probiotika“ als lebende Mikroorgansimen, die dem Wirt (also dem Darm) einen gesundheitlichen Vorteil bringen, wenn sie in ausreichender Menge aufgenommen werden. Mensch und Mikroben sind eine funktionelle Einheit. Und Probiotika bieten Chancen zur Vorbeugung und zur Therapie verschiedener Krankheiten.

Probiotische Kulturen werden in Lebensmitteln, als Nahrungsergänzung oder als Arzneimittel angeboten. Zu den probiotischen Lebensmitteln zählen verschieden Milchprodukte, wie Joghurt, Kefir oder Trinkjoghurt. Hier finden sich vor allem Vertreter der Milchsäurebakterien wie Bifidobakterien oder unterschiedliche Formen der Lactobacillen.

Die probiotischen Arzneimittel oder Nahrungsergänzungsmittel werden in Form von Kapseln, Tabletten oder Pulver angeboten. Der entscheidende Unterschied zwischen den mit Bakterien angereicherten Lebensmitteln und Nahrungsergänzungsmitteln liegt jedoch in der Anzahl der enthaltenen Bakterien. Nur bei einer entsprechend hoher Kolonienzahl von mindestens 3 bis 10 Milliarden Bakterien für den Darm und von 1 Milliarde für die Mundhöhle, kann eine therapeutischen Wirkung erzielt werden. Entscheidend ist, das gilt besonders bei Präparaten für dem Darm, wie viel Bakterien tatsächlich lebend am Zielort ankommen.

Nutzen von Probiotika

Die Aufgaben der Probiotika ist vielfältig. Dementsprechend groß ist der Nutzen, wenn das jeweilige Mikrobiom gesund und im Gleichgewicht ist.

Kämpfer gegen Krankheitserreger
In uns tobt täglich der Krieg, zwischen guten Bakterien und krankmachenden Keimen. Nur wenn genügend Probiotika, also gute Bakterien vorhanden sind, können die krankmachenden Bakterien, Viren und Pilze in Schach gehalten werden und wir bleiben gesund.

Darmreinigung
Die tägliche Versorgung mit vielen aktiven Darmbakterien, vor allem Bifidobakterien und Lactobacillen, befreien die Darmzotten von faulenden und gärenden Resten.

Schutz der Darmschleimhäute
Probiotika bilden ein lebendes Schutzschild an der Darmschleimhaut, das verhindert, dass keine schädlichen Stoffe in den Körper und ins Blut gelangen.

Anregung der Muzin-Produktion
Muzin ist ein Schleim, der eine schützende Schicht an der Darmschleimhaut bildet, die das Körperinnere vom Darminhalt trennt. So wird verhindert, dass ein „Leaky-Gut-Syndrom“ eine „löchriger Darm“ entsteht, durch den Allergie-auslösende Stoffe, Gifte und Krankheitserreger in den Körper eindringen könnten.

Abbau von Stoffwechselgiften
In unserem Körper entstehen während der Stoffwechselprozesse auch Schadstoffe, die von den Probiotika unschädlich gemacht und mit dem Stuhl aus dem Körper transportiert werden.

Balance des Immunsystems
Einige Bakterienarten, wie z.B. die Lactococcen und Enterococcen sorgen für die Produktion von regulierenden Immunzellen. Ein Immunsystem ist dann gesund, wenn es in Balance ist, also zwar abwehrstark aber nicht überschießend reagierend. Dies hat besondere Bedeutung bei der Vorbeugung von Allergien wie Neurodermitis und Asthma, aber auch von Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose.

Unterstützung der Aufnahme von Enzymen
Besonders die Leber, die Galle und die Bauchspeicheldrüse werden durch die guten Bakterien in Ihrer Stoffwechselarbeit unterstützt.

Produktion von Nähr- und Vitalstoffen
Nicht alle Stoffe, die wir benötigen, können mit der Nahrung aufgenommen werden. Einige wesentliche Bestandteile müssen von unseren Darmbakterien erst aus verschiedenen Komponenten zusammengesetzt werden.

Die neue Generation von indikationsbezogenen Probiotika

Durch die Erforschung des menschlichen Mikrobioms haben sich völlig neue Möglichkeiten der Vorbeugung und Behandlung unterschiedlichster Krankheiten und Beschwerden aufgetan. Erst durch diese neuen Forschungsergebnisse wurde bewusst, welchen enormen Einfluss ein aus der Balance gekommenes Mikrobiom auf unsere Gesundheit hat. Es wurden für unterschiedliche Krankheitsbilder bestimmte Bakterienstämme gefunden, die sich positiv auf deren Heilung und Prophylaxe auswirken.

Beispiele für eine indikationsbezogene Probiotikabehandlung

  • Infektanfälligkeit
  • Erkältungskrankheiten
  • Parodontose
  • Karies
  • Atemwegsinfektionen
  • Allergien
  • Übergewicht
  • Insulinresistenz
  • Reizdarmsyndrom
  • Leaky-Gut-Syndrom, der“durchlässige“ Darm
  • Entzündliche Darmerkrankungen
  • Erhöhter Cholesterinspiegel
  • Osteoporose
  • Chronische Harnwegsinfekte
  • Infektionen der weiblichen Scheide
  • Hauterkrankungen

Qualitätskriterien von Probiotika

Die Qualität der Probiotika wird von folgenden Kriterien bestimmt:

  • Nachweis der Wirksamkeit der verwendeten Bakterienstämme bei bestimmten Indikationen.
  • Nachweis der Anzahl der überlebenden Bakterien am Ende der Haltbarkeit.
    Die Keimzahl am Ende der Haltbarkeit sollte mindestens noch 1 Milliarde Keime betragen.
  • Anzahl der überlebenden Bakterien am Zielort.
    Dies ist besonders bei Probiotika die geschluckt werden wichtig, denn sie müssen die stundenlange Passage durch den Magen mit seiner Magensäure und durch den Zwölffingerdarm mit Gallensäure und Bauchspeicheldrüsensekret bis zu ihrem Zielort, dem Dickdarm, überleben.
  • Nicht alle Bakterienstämme vertragen sich gut, sondern können in Wettstreit treten. Deshalb muss die Kompatibilität und die Effizienz von gemischten Bakterienpräparaten durch Tests nachgewiesen werden.
  • Alle verwendeten Bakterienstämme müssen sicher sein und es muss belegt sein, dass für die Einnahme durch den Menschen auch bei langfristiger Einnahme keine Nebenwirkungen auftreten.

Bestimmung der Darmflora

Bevor Sie Darmbakterien einnehmen, ist die Untersuchung einer Stuhlprobe ratsam. Entsprechende Tests werden z.B. von folgenden Labors durchgeführt:

Labor Dres. Hauss
www.hauss.de

Biovis Diagnostik
www.biovis.de

Ganzimmun Diagnostics AG
www.ganzimmun.de